Samstag, 18. Januar 2014

Das Stalingrad der Grammar Nazis


Facebook ist kein schöner Ort für Grammar Nazis. Ja, nicht einmal für harmlose Grammar-Nazi-Anwärter vom BDM (Bund detailverliebter Menschen), die aus chronischer Langeweile ihre ersten passiv-aggressiven Bekehrungsversuche wagen. Siehe das dröge Debakel unten.

Hätte ich genug Hände, um gebührend zu facepalmen, würde ich vermutlich als neue Gottheit in den hinduistischen Olymp aufsteigen (bitte nicht, da darf man keine Burger essen!) Deswegen hadere ich mit mir, welchem Debilitätsaspekt der erste Facepalm gelten soll.




    a) Jemand mit Langeweile hat seine Lebenszeit darauf verschwendet, ein unschuldiges Bildbearbeitungsprogramm mit einer weiteren Binsenweisheit zu quälen. Sein Mitteilungsbedürfnis war hierbei wohl so groß, dass er seinen Tiefsinn-Frankenstein auf die digitale Welt losgelassen hat, ohne sich mit Kommata aufzuhalten. Oder wirken Teenie-Poesiealbum-Erkenntnisse über Männer und Frauen inbrünstiger, wenn sie eilig hingeschmiert daherkommen?
    b) Jemand mit noch mehr Langeweile hielt es wirklich für nötig, auf meinen schwachbrüstigen Seitenhieb eine solch unmotivierte Konter abzufeuern. Aber hey, Lichtblick: Es muss sich um einen höflichen Gutmenschen handeln, schließlich hat er das böse Pfui-Wort mit Pünktchen zensiert. Hoo-fucking-ray.
    c) Jemand mit Langeweile UND Zwangsneurosen, die jeden Rechtschreib-Faschisten blass aussehen lassen, hat sich anscheinend durch mein Profil gestalkt, nur um mir ein ebenso schändliches Vergehen meinerseits unter die Nase zu reiben. (Wobei ich finde, dass man durchaus zwischen Flüchtigkeits-Vertippern und Fehlern, die auf mangelnde Kenntnis der Grammatik
    d) Jemand mit besonders viel Schlagfertigkeit zieht nicht nur die Diskussion, sondern auch den Inhalt des klugen Bildchens mit seinem Kalauer ad absurdum.
    e) Und schließlich Leute, die dieses Bildchen bedeutungsvoll genug finden, um auf "Off Topic" hinzuweisen, und damit einen ohnehin eher halbherzigen Shitstorm im Keim ersticken.
    f) Und all das in einwandfreier Rechtschreibung ... not.


Grammar Nazis mag niemand, sie sind die digitale Fortsetzung der Erste-Reihe-Streber, die nach der Schule vermöbelt wurden. Warum eigentlich? Weil Menschen es hassen, auf ihre Fehler hingewiesen zu werden? Weil ein Wissensvorteil, und sei es bei etwas so Banalem und Selbstverständlichem wie Rechtschreibung und Grammatik, ihnen Unbehagen bereitet?


Diesen "Mut zur (Bildungs-)Lücke"-Trend fand ich bereits im realen Leben besorgniserregend. Warum fühlen sich gerade Leute, die nicht fähig oder nicht willens sind, in welchem Bereich auch immer simple Kenntnisse anzuwenden, jenen gegenüber überlegen, die dies gewissenhaft tun?
Seit wann ist korrekte Rechtschreibung optional und die Nichtbeachtung derselbigen ein Statement der Individualität? Bei einer einwandfreien Bewerbung lächelt ein Personalchef ja auch nicht mitleidig, nach dem Motto "Der ist grammatikalisch so overdressed, solche Streber können wir nicht brauchen!"

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Für Autogrammwünsche, Morddrohungen und die obligatorischen empörten Aufschreie.